Eltern werden - Paar bleiben

Für Paare gibt es keinen wichtigeren Schritt im Leben, als sich für ein gemeinsames Kind zu entscheiden. Heiraten ist zwar auch schön und ein bedeutendes Ereignis, kann man aber jederzeit wieder rückgängig machen.  

Die Rollen werden neu verteilt

So ein Kind bleibt. Und so ein Kind sucht und beansprucht seinen Platz in der Familie. Wo es vorher nur Sie und Ihn gab, gibt es plötzlich auf gleichem Raum Sie, Ihn und Kind. Besser gesagt: zuerst einmal Säugling. Und die Gebrauchsanleitung wird leider nicht mitgeliefert.

 

Aus Ihr wird Mama, aus Ihm Papa und das ist zu Anfang meist auch die einzige Rolle, die man als Paar spielen kann. Im Idealfall bleibt Er noch ein paar Wochen nach der Geburt zu Hause, im nicht so idealen Fall, geht Er gleich wieder arbeiten und die Rollenverteilung wird komplizierter.

 

Du fragst dich jetzt vielleicht: Wieso kompliziert? Wenn Er arbeiten geht und Sie zuhause beim Kind bleibt, ist die Rollenverteilung doch ganz klar.

 

Auf den ersten Blick schon, auf den zweiten trennen sich aber an genau dieser Stelle die Wege von Ihr und Ihm. Sie ist plötzlich Vollzeit-Mama und er Vollzeit-Angestellter und stundenweise Papa – eben dann, wenn er von der Arbeit kommt oder am Wochenende. Sie ist 24 Stunden am Tag mit den Befindlichkeiten des neuen Erdenbewohners konfrontiert, erlebt jeden Wachstumsschub, jeden neuen Zahn, jeden Pieps hautnah mit, während Er abends nur in Erzählungen davon erfährt. Das ist ein Unterschied, auch wenn es Ihn tatsächlich brennend interessiert.

 

Es braucht eine sehr lange Zeit, bis Sie sich daran gewöhnt hat, der Lebensmittelpunkt des Kindes zu sein. Babys weinen oft, wenn sie ihre Mama nicht mehr sehen und sobald sie mobil sind, folgen sie ihr auf Schritt und Tritt. Das ist auf der einen Seite sehr, sehr putzig, auf der anderen Seite aber einfach auch sehr, sehr anstrengend. Ein Kind fordert – bis auf klitzekleine Ausnahmen – ständig unsere 100-prozentige Aufmerksamkeit und das schlaucht.  

Die Kollision der unterschiedlichen Welten

Am Abend treffen also Mama und Papa nochmal aufeinander. Er, geschafft von der Arbeit, Sie, geschafft vom Tag als Mama und Hausfrau. Und beide in der Erwartung, dass der jeweils andere sieht, was über den Tag geleistet wurde. Das ist nur bedingt bis gar nicht möglich. Niemand, der nicht mehrere Tage hintereinander alleine mit einem Baby oder Kleinkind verbracht hat, weiß, wie das ist. Genausowenig weiß Sie nicht, was bei Ihm über Tag auf der Arbeit anfällt – weil Sie nicht dabei ist.

 

Das ist von keiner Seite böse gemeint oder Absicht. Es liegt einfach in der Natur der Sache: Was wir selbst erleben, haftet nun mal fester als Erzählungen. Und gerade in der sensiblen Zeit, in der jeder seine Rolle in der Familie neu finden muss, bleibt manchmal nicht viel Raum für Mitgefühl.

 

Bis eine Mama tatsächlich zu 100 Prozent in der Mamarolle angekommen ist und akzeptiert hat, dass das Leben mit Kind einfach aus ständig wechselnden Phasen besteht, dauert es seine Zeit. An guten Tagen mag Sie Verständnis für den Alltag des Mannes haben, an weniger guten flammen möglicherweise Vorwürfe auf, wie:

 

  • „Der hat es gut. Der kann den ganzen Tag auf der Arbeit verbringen.“
  • „Er weiß gar nicht zu schätzen, wie gut es ihm geht, wohingegen ich mein Leben nur noch auf mein Kind ausrichte und als Person völlig auf der Strecke bleibe.“  oder so.

Auch er hat seine Gedanken, wie:

  • „Die hat es gut. Die kann den ganzen Tag mit dem Kind zuhause verbringen, während ich arbeiten gehe.“
  • „Sie weiß gar nicht zu schätzen, wie gut es ihr ohne Arbeit geht, wohingegen ich den ganzen Tag arbeite, um unseren Lebensunterhalt zu bestreiten und abends dann einfach auch mal meine Ruhe brauche.“

Da prallen zwei komplett unterschiedliche Welten aufeinander, die Missgunst, Neid, mangelnde Wertschätzung und Unzufriedenheit spalten. Und das wirkt sich natürlich auch auf die Beziehung und die Liebe aus.

 

Von wegen Honeymoon mit Baby ... das gibt es natürlich auch mal, aber eigentlich ist es viel Gemeckere, Angepflaume und Gemotze. Was dahinter steht, ist schlichtweg Angst.

 

Angst davor, keine gute Mutter/ kein guter Vater zu sein. Angst davor, etwas falsch zu machen. Davor, nicht das richtige Maß zu finden und das Kind zu verziehen. Angst, selbst zu kurz zu kommen etc.  

So ziehst du die Reißleine

Und doch ist das alles zu umgehen, wenn Paare richtig miteinander reden. Auch wenn der Familienalltag nicht viel Raum für Gespräche lässt: es ist ein MUSS!

 

Und wenn Er und Sie über Briefe, WhatsApp oder Mail miteinander kommunizieren. Hauptsache es geschieht regelmäßig. Tauschen sich beide von Anfang an offen und ehrlich aus, ensteht überhaupt erst kein Raum, in dem sich verschleppte Missgunst, Ärger und Enttäuschung breit machen können.

 

Wie bei allem im Leben macht hier der Ton die Musik. Und der Ton hängt stark mit dem emotionalen Innenleben der Gesprächspartner zusammen.

Versucht, respektvoll miteinander zu bleiben und das große Ganze im Auge zu behalten. Kommuniziert konkret. Was ist für die Gesamtsituation der Familie am besten? Wie genau können Situationen entschärft werden? Wie Mama und Papa entlastet?

 

Besser: „Ich wünsche mir in der Woche eine Stunde für mich.“, als „Ich halte das nicht mehr aus! Es muss sich etwas ändern!“

 

Redet von euch selbst und nicht vom anderen. Z. B. „Ich fühle mich damit überfordert, das Baby jeden Abend alleine schlafen zu legen“, statt: „Du hilft mir nie, wenn ich unser Baby schlafen lege“.

 

Angriff ist nicht die beste Verteidigung, sondern sorgt für eine schlechte Basis.

 

Sucht stattdessen ein ein konstruktives Gespräch, das nicht darauf abzielt einander zu verletzen, sondern gemeinsam die Gesamtsituation zum Positiven zu verändern.

Dieser Blogartikel ist nicht psychologisch fundiert, sondern vielmehr ein Erfahrungsbericht.

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